Der Freimaurer als Weltverbesserer

Von unserem Br... Goethe stammt der Satz: edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Der Mensch soll es sein; er ist es nicht, weiß Goethe. Moses Mendelssohn, Lessings Freund und Vorbild für seinen Nathan, beschreibt den Weg zu diesem Ziel mit einfachen Worten: nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste tun.

Mendelssohns ebenso geniale wie triviale Vereinfachung allen Strebens verführt dazu, auch Freimaurerei ebenso schlicht zu übersetzen. Dennoch muss man es wollen, immer wieder und unentmutigt. Freimaurer verstehen sich in diesem Wollen als Symbolbund und Wertegemeinschaft. Freimaurer können nicht die Welt zum Guten verändern, aber sie können aus guten Menschen bessere machen. Das ist zumindest unsere Absicht in dieser Lehr- und Übungsstätte für Menschlichkeit namens Loge, in dieser Wertegemeinschaft namens Freimaurerei.

Freimaurerei ist die Idee des sinnvollen Bauens und Gestaltens von Zeit und Raum. So wie unsere Brr... Werkmaurer in den Bauhütten praktisch gebaut und gestaltet haben, wollen wir das heute im übertragenen Sinne tun. Aus der Baukunst soll eine Lebenskunst werden. Die kann sich freilich auch an ganz einfachen Moralismen orientieren. „Gutes wollen, das Beste tun“ ist eine derart einfache Maxime, die von individuellen Möglichkeiten ausgeht. Wer nach seinen Kräften redlich das Gute will und sich ehrlich bemüht, das Beste zu tun, der tut bereits im Kleinen, was im Großen zu wünschen wäre. Das große Ganze ist nun mal die Addition der vielen kleinen Mühen.

Niemand kann zum Besten der Menschheit beitragen, sagt Lessing, der nicht aus sich selbst macht, was aus ihm werden kann. So ist Freimaurerei zunächst die Aufforderung, etwas aus sich selbst zu machen.

Reverend Anderson hat uns vor fast 300 Jahren auf ein nicht näher definiertes „Sittengesetz“ verpflichtet. Die Alten Pflichten sprechen vom Sittengesetz, so als meinten Sie eine Ethik für eine Welt. Sie sprechen auch von einer Religion, in der alle Menschen übereinstimmen. Um dem zu entsprechen, sind freimaurerische Symbole und Inhalte bewusst so offen gehalten, dass sie im Übereinklang mit allen Religionen stehen und innerhalb aller Moralgesetze aller Kulturkreise verstanden werden können.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit war nicht nur die Parole der Französischen Revolution, sondern war und ist immer noch eine Grundforderung der FMei. Und da möchte ich mit Br... Goethe kritisch anmerken: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss; oder mit Heinrich Heine zur Gleichheit: Wenn wir über …Ungleichheit klagen, … dann sehen… wir …nur diejenigen, die über uns stehen… Abwärts sehen wir bei solchen Klagen nie; von Martin Luther King kommen skeptische Worte zur Brüderlichkeit: Die Menschen haben gelernt, wie Vögel zu fliegen und wie Fische zu schwimmen, aber sie haben nie die einfache Kunst der Brüderlichkeit gelernt.

Die Loge ist so etwas wie der Versuch, Brüderlichkeit zu praktizieren und eine ideale Welt im Kleinen zu denken und rituell und symbolisch darzustellen. Das kennzeichnet nicht ein So-Sein, sondern meint ein So-Werden, ein Danach-Streben. Es wäre jedoch geradezu biedermeierlich, wollten wir unsere Regeln nur in der Loge gelten lassen. Fichte sagte vor ca. 200 Jahren über den Freimaurer: Vaterlandsliebe ist seine Tat…, Weltbürgersinn ist sein Gedanke…

Freimaurerei versteht sich durchaus als angewandte Humanität. Wir haben kein Mandat dafür und sind deswegen auch keine moralische Instanz. Wenn wir sagen, dass wir das bessere Miteinander für eine bessere Welt wollen, dann heißt das nicht, dass wir immer wüssten, wie das geht. Das heißt nur, dass wir es immer wieder, und wenn es geht, auch beispielgebend miteinander einüben. Freimaurerei ist kein Kampfbund zur Durchsetzung von Humanität, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und Toleranz. Freimaurerei ist ein Lebensstil, der sich an Werten orientiert, altruistisch, philanthropisch und kosmopolitisch. Maurerisches Sinnangebot ist die zweckfreie Menschlichkeit, bei der es allein um den Menschen und seine Würde geht.

Dazu gehört es auch, sich selbst zu gestalten, eigenverantwortlich zu denken und mündig zu handeln und nicht schicksalsergeben abzuwarten, was geschieht. Dafür gibt es Gleichgesinnte, Verbündete, Freunde, Brüder. Wir wollen in den Logen durch gemeinsames Nachdenken Orientierungshilfen geben. Lessing nennt das: Laut denken mit dem Freunde. Uns Brr... FM geht es darum, eine Welt der Möglichkeiten zu denken und das Machbare des Denkbaren zu tun. Menschlichkeit, Toleranz, friedliches Miteinander und Füreinander sind machbare Forderungen, die im Kleinen beginnen und sich im Großen fortsetzen lassen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s