FM – der Mensch im Mittelpunkt

In der FMei steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht der Mensch als Träger nationaler, sozialer oder religiöser Rollen, nicht der Mensch als Teil seiner Gattung; der einzelne Mensch, das Individuum, die Person steht im Mittelpunkt. In der Zauberflöte der Brr... Mozart und Schikaneder haben die Priester Bedenken, Tamino einzuweihen, weil er ein Prinz sei; Sarastro hat das schlagende Argument: „…noch mehr, er ist Mensch“, und Lessings Nathan wünscht: „…wenn ich einen mehr unter euch gefunden hätte, dem es genügt ein Mensch zu sein“.

Die politisch-soziale Systematik zum Vorrang des Einzelmenschen findet sich dann in Lessings programmatischer Freimaurerschrift Ernst und Falk, Gespräche für Freimäurer von 1778; da heißt es: „die Staaten vereinigen die Menschen, damit durch diese und in dieser Vereinigung jeder einzelne Mensch seinen Teil von Glückseligkeit desto besser und sicherer genießen könne. Das Totale der einzelnen Glückseligkeiten aller Glieder ist die Glückseligkeit des Staates. Außer dieser gibt es keine. Jede andere Glückseligkeit des Staates bei welcher auch noch so wenig einzelne Glieder leiden und leiden müssen, ist Bemäntelung der Tyrannei. Anders nichts.“

Die Aufklärung bestimmte und bestimmt das Denken der Brr... FM. Die Aufklärung entwarf das utopische Bild des befreiten Menschen, der keiner Willkür, weder weltlich noch geistlich, unterworfen sein sollte, sondern seinen Weg der Glückseligkeit gehen (pursuit of happiness) und sein Leben bewusst und mit Vernunft gestalten sollte. Das Individuum sollte selbstbestimmt in einer von moralischen, vernünftigen Gesetzen geregelten sozialen Umgebung leben. Das ist Bürgergesellschaft im besten und eigentlichen Sinn. Noch einmal Lessing: „die Freimaurerei ist ihrem Wesen nach ebenso alt wie die bürgerliche Gesellschaft. Beide konnten nicht anders als miteinander entstehen – wenn nicht gar die bürgerliche Gesellschaft ein Sprössling der Freimaurerei ist“.

Heute ist der Bund der Freimauer ein alter, aus bester europäischer Tradition hervorgegangener Freundschaftsbund freier, sozial aufgeschlossener, einander zugewandter Menschen, die nicht mehr und nicht weniger wollen, als der alten Idee des Menschen, seines Lebensrechts, der Entfaltung seiner Kreativität und der Bewahrung seiner  Würde unter den veränderten Bedingungen der Gegenwart und angesichts vieler neuer Herausforderungen und Gefahren etwas mehr Geltung in der täglichen Realität zu verschaffen.

Die FMei versucht, den Menschen, so wie er ist, ernst zu nehmen in seiner Eigenschaft als einer sozialen, einer moralischen, einer vernünftigen und einer emotionalen Persönlichkeit. Diese Persönlichkeit hat in jeder ihrer Dimensionen Stärken, Schwächen und besondere Bedürfnisse; in unserer maurerischen Arbeit in der L bemühen wir uns, diesen Umständen zu entsprechen. Das Angebot der FMei – Gemeinschaft, ethische Orientierung, rituelles Brauchtum – ist eine mögliche Antwort auf die Bedürfnisse des einzelnen Br.... Es entspricht der Grundsituation des Menschen als einem fragenden, einem suchenden Wesen. FMei gelingt immer dann, wenn die Spannung zwischen Idee und Gemeinschaft, zwischen Nachdenken und Handeln, zwischen Verstand und Gefühl, zwischen der Geschlossenheit der Bruderschaft und ihrer prinzipiellen Offenheit für neue Menschen, neu Ideen und neue Erfahrungen ausgehalten wird.

Die Radikalität des Freimaurers, wenn es denn eine solche gibt, ist die stille, zugleich aber nachhaltige Radikalität beständigen Fragens, Prüfen und Bereitseins. FMei in diesem Sinn in die Gegenwart wirken zu lassen, engagiert und redlich, mit klaren Gedanken, ohne Kleinmut aber auch ohne Überheblichkeit, das ist unsere Aufgabe. Das ist die Aufgabe der humanitären FMei, die dem Menschen dienen soll, die vom Menschen ausgeht und in freier Selbstbestimmung von in Freundschaft verbundenen Menschen getragen und gestaltet wird.

 

Zusammenfassung und Auszug aus der Rede von Br... Hans-Herrmann Höhmann zum 275. Stiftungsfest der L Carl zur gekrönten Säule vom 23.02.2019

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