Der Schurz

Ein Steinmetz trägt bei seiner Arbeit Schutzkleidung. Klassischerweise besteht diese Schutzkleidung aus einem Schurz, einer Schürze, aus schwerem Stoff, Leder oder Tierhaut. Der Schurz soll den Körper beim Behauen des rauen Steins vor Verletzungen durch Splitter schützen und gleichzeitig die Kleidung vor Schmutz und Zerstörung bewahren. Damit ist der Schurz das Sinnbild der Arbeit. Ein Br... FM spricht von seinem Werkzeug und meint damit Schurz, Bijoux und Handschuhe.

 

Der Schurz wurde direkt aus der Werkmaurerei, der operativen Maurerei, in die spekulative Maurerei übernommen. Doch wozu braucht ein Br... FM unserer, der bei der Logenarbeit keine physische Tätigkeit mehr ausübt, einen Schurz? Diese Frage wird in einer Instruktion aus dem 19. Jahrhundert so beantwortet, …der Schurz erinnert daran, dass jeder Mensch, ob arm oder reich, zur Arbeit nicht verdammt sondern bestimmt ist; eine Arbeit, durch welche er seine eigene Entwicklung und seine Möglichkeiten zu seinem eigenen Vorteil weiterentwickelt. Weiters erinnert der Schurz daran, dass der Mensch ein aktives Leben führen muss, um sich nicht physisch und moralisch zu verschlechtern.[1] Der Schurz ist ein starkes Symbol für aktives Leben eines (werk)tätigen Menschen. Darum ist das Tragen des Schurzes unabdingbare Voraussetzung für die Teilnahme an der rituellen Arbeit.

 

In den Johannislogen Europas kann der Grad seines Trägers am Schurz abgelesen werden. In den USA dagegen tragen oft nur die BB eigene Schurze, alle übrigen Brr... einheitlich weiße[2]. In Europa sind sie meist weiß mit blauer Einfassung, auf dem Meisterschurz finden wir oft 3 Bandrosen. In manchen Systemen sind die Schurze von Lehrling und Geselle gleich. Allerdings trägt der Lehrling den Schurz mit hochgeklappter Klappe. Symbolisch trägt der Lehrling die Klappe vor dem Solar Plexus und schützt sich und sein Werk so vor zu viel Subjektivität und Affekt. Der Geselle, der seinen Stein behauen hat, braucht diesen Schutz nicht mehr; die umgeschlagene Klappe bezeugt seinen Fortschritt. Er ist auf der Suche nach der rechten Mitte.

 

Daneben existieren eine ganze Reihe von Schurzen und Ehrenschurzen, einer prächtiger als der andere. Großmeister tragen besondere Schurze aber auch Alt- und Ehrenmeister. In früherer Zeit gab es Schurze, die mit Symbolen bestickt oder bedruckt waren. Berühmt ist der Schurz von Br... Voltaire, der von der Sr... Lafayette für ihn gestickt wurde.

 

In unserer Tradition erhalten die LL während ihrer Aufnahme den rein weißen Lehrlingsschurz als Zeichen des Neuanfangs und ihrer Unschuld. Der VM überreicht ihn mit dem Zitat aus einem alten englischen Ritual: Er [der Schurz] ist das Zeichen der Unschuld, älter als das Goldene Vlies und der Römische Adler, ehrenvoller als Sterne und Hosenbandorden oder irgendein anderer Orden unter der Sonne, den ihr jetzt oder künftig erhalten könnt.

 

[1] Cours pratique de franc-maçonnerie, applicable à tous les Rites et particulièrement aux Rites Français et Écossais, grade d’apprenti. Paris, Isis Montyon, 1866

[2] Lennhoff E., Posner O., Binder D.; Internationales Freimaurerlexikon, Herbig, München 2000

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