…die Freimaurerei selbst ist ein Geheimnis, das weder verraten noch mitgeteilt werden kann, sondern das geahnt, gefühlt und von jedem Freimaurer selbst gefunden und erlebt werden muss…
Diese Worte des MvSt nach der zweiten Reise der Rezeption sind uns allen wohl bekannt. Im Kern bedeuten sie, dass jeder einzelne Br... sich selbst Rede und Antwort stehen muss, was dieses Geheimnis für ihn selbst bedeutet. Ich will im Folgenden kurz meinen Zugang zur FMei skizzieren.
Nach einiger Zeit des Suchens fühle ich mich heute der Humanitären Freimaurerei verbunden. Grundlagen der Humanitären Freimaurerei – so wie ich sie sehe – sind
- Freundschaft und Geselligkeit
- ethische Orientierung und moralische Praxis
- Arbeit mit Symbolen und Ritualen
- Bewährung als Einübung in Lebenskunst
Im Gegensatz zu anderen Strömungen der Freimaurerei, die betont esoterische, die christliche (auch wenn diese in Österreich eher weniger vertreten ist) deckt die Humanitäre Freimaurerei zu ziemlich gleichen Teilen ab, was FMei für mich ausmacht.
Der mündige, selbstverantwortliche Mensch steht in der Humanitären Freimaurerei im Mittelpunkt. Die Arbeit am rauen Stein bedeutet nichts Anderes, als dass sich jeder Mensch auf Grund seiner eigenen Entscheidung mit seinem eigenen Tun zum Besseren entwickeln kann. Dafür braucht es keine Gnade von wem auch immer (…es rettet uns kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun…).
Mein Anspruch an mich ist, selbstbewusst – mir meiner selbst bewusst – als gleicher gemeinsam mit anderen gleichen meinen Weg zu gehen. Ich finde mich in einer Gemeinschaft von Menschen, meinen Brüdern wieder, die den Mut haben, sich ihres Verstandes zu bedienen. Freundschaft und Brüderlichkeit, wie ich sie in unserer guten BH erlebe, sind dabei eine große Hilfe.
Orientierungslosigkeit ist meine Sache nicht. Alles wäre erlaubt, es gebe für mich keine ethischen Grenzen, ist nicht der Ansatz, dem ich folge. Auch wenn ich überzeugt bin, dass es im transzendenten Sinn kein Gut oder Böse gibt, so meine ich ausdrücklich, dass ich immer wieder aufs Neue die Entscheidung treffen muss, ob mein Handeln richtig oder falsch ist. Ins tägliche Leben übersetzt, heißt diese Frage, kann ich die Verantwortung für mein Tun und dessen Folgen übernehmen, schade ich damit anderen Menschen. Die Loge ist der Mikrokosmos, mich in dieser Verantwortungsethik zu üben; die Brüder werden mir verantwortungsvoll und mit Liebe den Spiegel vorhalten, die FMei gibt mir die Werkzeuge, diese selbst gestellte Aufgabe zu lösen.
Ritual und Symbol schaffen den Rahmen, in dem ich meine ethische Reflexion lernen soll und lehren mich gleichzeitig die Inhalte. Auch hier ist die Gemeinschaft der Brr... von immenser Bedeutung. Ich muss nicht allein mit mir selbst lernen, sondern ich erfahre mich als soziales Wesen, das im Verein mit anderen Menschen, die ebenso wie ich an sich selbst arbeiten, seinen Weg zur Selbstveredelung geht.
…wie hier durch das Wort, im Leben durch die Tat… so hören wir vom Br... R am Schluss einer jeden Arbeit. Es geht nicht darum, einen netten Logenabend, mit einem gescheiten Vortrag und alten Freunden zu verbringen. Der Anspruch ist, dass FMei mein gesamtes Leben – profan genauso wie masonisch – umfassen und verändern soll. Freimaurerei ist Lebenskunst, die Kunst, mein Leben zielorientiert aktiv zu gestalten, die Kunst ein erfülltes Leben zu leben. Unserer vollendeter Br... Günther Schifter, alias Howdy, hat es vor vielen Jahren – noch in der Bruderkette – auf die ihm eigene Art so zusammengefasst: Freimaurerei? Es gibt nichts Besseres!